Interpretation: Kritik an Religion
Kritik an der Religion?
Da es im Roman "der Schüler Gerber" um das Leben geht bzw. um den Vergleich zwischen dem Leben und der Schule geht (siehe Kritik hinten), spielt Religion eine nennenswerte Rolle. Religion existiert, seit der Mensch glauben kann. Die unerforschten Bereiche der metaphysischen Wissenschaften, führen dazu, dass der Mensch Religion beinahe braucht. Wir sind nicht gerne ein unwissendes Wesen. Wir meinen die Natur zu verstehen und Vorgänge welche wir nicht verstehen, versuchen wir zu erklären. Sobald eine Erklärung nachvollziehbar erscheint, sind wir willig diese zu glauben. Die mittelalterliche Kirche nutzte diese Konzept aus. In einer Zeit des Unwissens, lieferte sie den Leuten Erklärung. So erlangte die Kirche viel Einfluss und Macht. Im Schüler Gerber, ist dieselbe Struktur zu erkennen. Wie diese Struktur nun im Roman kritisiert wird, will ich im folgenden Text zu interpretieren versuchen.
Um zu verstehen welches Bild von Religion dem Laien vermittelt wird, muss man sich das Oberhaupt, den Gott, anschauen.Arthur Kupfer, Lehrer in Mathematik und darstellender Geometrie, scheint über das Realgymnasium XVI zu herrschen. Er ist bei den Schülern für seine kalte und ausnahmslos kompromisslose Art bekannt. Sie nennen ihn "Gott" Kupfer. Als "Gott" Kupfer von seiner gottlosen Sommerpause (S.20 "Weil er als Mensch unter Menschen gewandelt war und nicht als Gott unter Schülern") zurück zu den Schülern hinabgestiegen kommt, ist seine kühle Arroganz zu göttlich für die Schüler. Gott muss sich vermenschlichen (S. 13 "Er spricht also wie ein Mensch...und schweigt, wie jeder Mensch schweigt.", S.16 "Überhaupt war er bemüht, sich so irdisch wie möglich darzubieten"). Kupfer vermittelt das Bild eines teuflischen Gottes (was schon im Begriff einen Widerspruch darbietet), vor ihm sind alle gleich und ungleich zugleich. Er will keine Genies, die Fragen stellen, sondern nur fleissige und gutwillige "Untertanen" (S.22 "Es waren ihm nur jene wohlgefällig, die in ergebener Demut zu ihm emporbeteten, jammernd, anflehend, krummen Rücken dankend."). Sobald ein Untertan misstrauisch wird und es ihm möglich erscheint Fragen zu stellen, so schlittert er in vollkommene Zerstörung rein. "Gott" Kupfer ist erbarmungslos. Wer nicht leisten kann oder nicht gehorchen will, wird für unreif/unwürdig erklärt (besteht die Matura nicht). Ob man nun Unreif oder nicht ist, hängt ganz davon ab ob man an die Herrlichkeit Kupfers glaubte. Da alle Schüler glaubten, war er ihnen Gott. Wir erkennen eine Beschreibung eines Tyrann. Seine Herrschaft lässt die Schüler zu keinem Zeitpunkt von Angst befreit. Auch Kurt Gerber nicht. Er ist das Beispiel für das "Genie" (ausser in Kupfers Fächern) welches Fragen stellt. So entsteht eine missmutige Beziehung zwischen Kupfer und Gerber. Gerber ist willig den Kampf einzugehen, obwohl seine Matura davon abhängt. Er lässt sich anfangs Jahr nicht einschüchtern vom grossen Kupfer. Im Verlauf des Jahres (trotz vermeintlichen Lichtblicken), entdeckt aber auch Kurt seine Machtlosigkeit und er gibt sich geschlagen. Mancher einer würde sagen er wurde von Gott für sein Unglauben bestraft (sowie Ungläubige im Mittelalter verbrannt wurden). Die Schule als Religion, Kupfer als Gott und die Schüler (und manche Lehrer) als Untertanen. Dieses Bild vermittelt der Autor, Friedrich Torberg, über die Rolle der Religion und des Glauben im Leben.
Die monotheistische Religionen werden, meiner Meinung nach, im Roman "Der Schüler Gerber" stark kritisiert. Das Konzept eines allmächtigen führt (wie im Mittelalter auch) zu Tod und Verderben. Ein trügerisches Bild eines barmherzigen Gottes wird widerlegt, ein Gott mit beschränkter Haftung trifft es eher. "Gott" Kupfer haftet nicht für Ungehorchsamkeit, Unachtsamkeit oder Unwissen, wer diese Erwartungen nicht erfüllt, ist unwürdig. Im Vergleich zur katholischen Auffassung: Gott haftet nicht für Krieg, Leid und Trauer, bei Friede, Liebe und Erfolg soll man sich aber bei Gott bedanken. Torberg zeigt die Widersprüchlichkeit im Begriff Gott auf und stellt die heuchlerische Offenheit der Kirche bloss. Da sein Roman in der Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg veröffentlicht wurde, denke ich bezieht sich seine Kritik auf die dazumal aufkommende religiöse Unoffenheit in Deutschland (Aufstieg der NSDAP). Vielleicht wollte Torberg auch auch die Gefahren einer Hierarchie mit klarem Führer hinweisen.
Da es im Roman "der Schüler Gerber" um das Leben geht bzw. um den Vergleich zwischen dem Leben und der Schule geht (siehe Kritik hinten), spielt Religion eine nennenswerte Rolle. Religion existiert, seit der Mensch glauben kann. Die unerforschten Bereiche der metaphysischen Wissenschaften, führen dazu, dass der Mensch Religion beinahe braucht. Wir sind nicht gerne ein unwissendes Wesen. Wir meinen die Natur zu verstehen und Vorgänge welche wir nicht verstehen, versuchen wir zu erklären. Sobald eine Erklärung nachvollziehbar erscheint, sind wir willig diese zu glauben. Die mittelalterliche Kirche nutzte diese Konzept aus. In einer Zeit des Unwissens, lieferte sie den Leuten Erklärung. So erlangte die Kirche viel Einfluss und Macht. Im Schüler Gerber, ist dieselbe Struktur zu erkennen. Wie diese Struktur nun im Roman kritisiert wird, will ich im folgenden Text zu interpretieren versuchen.
Um zu verstehen welches Bild von Religion dem Laien vermittelt wird, muss man sich das Oberhaupt, den Gott, anschauen.Arthur Kupfer, Lehrer in Mathematik und darstellender Geometrie, scheint über das Realgymnasium XVI zu herrschen. Er ist bei den Schülern für seine kalte und ausnahmslos kompromisslose Art bekannt. Sie nennen ihn "Gott" Kupfer. Als "Gott" Kupfer von seiner gottlosen Sommerpause (S.20 "Weil er als Mensch unter Menschen gewandelt war und nicht als Gott unter Schülern") zurück zu den Schülern hinabgestiegen kommt, ist seine kühle Arroganz zu göttlich für die Schüler. Gott muss sich vermenschlichen (S. 13 "Er spricht also wie ein Mensch...und schweigt, wie jeder Mensch schweigt.", S.16 "Überhaupt war er bemüht, sich so irdisch wie möglich darzubieten"). Kupfer vermittelt das Bild eines teuflischen Gottes (was schon im Begriff einen Widerspruch darbietet), vor ihm sind alle gleich und ungleich zugleich. Er will keine Genies, die Fragen stellen, sondern nur fleissige und gutwillige "Untertanen" (S.22 "Es waren ihm nur jene wohlgefällig, die in ergebener Demut zu ihm emporbeteten, jammernd, anflehend, krummen Rücken dankend."). Sobald ein Untertan misstrauisch wird und es ihm möglich erscheint Fragen zu stellen, so schlittert er in vollkommene Zerstörung rein. "Gott" Kupfer ist erbarmungslos. Wer nicht leisten kann oder nicht gehorchen will, wird für unreif/unwürdig erklärt (besteht die Matura nicht). Ob man nun Unreif oder nicht ist, hängt ganz davon ab ob man an die Herrlichkeit Kupfers glaubte. Da alle Schüler glaubten, war er ihnen Gott. Wir erkennen eine Beschreibung eines Tyrann. Seine Herrschaft lässt die Schüler zu keinem Zeitpunkt von Angst befreit. Auch Kurt Gerber nicht. Er ist das Beispiel für das "Genie" (ausser in Kupfers Fächern) welches Fragen stellt. So entsteht eine missmutige Beziehung zwischen Kupfer und Gerber. Gerber ist willig den Kampf einzugehen, obwohl seine Matura davon abhängt. Er lässt sich anfangs Jahr nicht einschüchtern vom grossen Kupfer. Im Verlauf des Jahres (trotz vermeintlichen Lichtblicken), entdeckt aber auch Kurt seine Machtlosigkeit und er gibt sich geschlagen. Mancher einer würde sagen er wurde von Gott für sein Unglauben bestraft (sowie Ungläubige im Mittelalter verbrannt wurden). Die Schule als Religion, Kupfer als Gott und die Schüler (und manche Lehrer) als Untertanen. Dieses Bild vermittelt der Autor, Friedrich Torberg, über die Rolle der Religion und des Glauben im Leben.
Die monotheistische Religionen werden, meiner Meinung nach, im Roman "Der Schüler Gerber" stark kritisiert. Das Konzept eines allmächtigen führt (wie im Mittelalter auch) zu Tod und Verderben. Ein trügerisches Bild eines barmherzigen Gottes wird widerlegt, ein Gott mit beschränkter Haftung trifft es eher. "Gott" Kupfer haftet nicht für Ungehorchsamkeit, Unachtsamkeit oder Unwissen, wer diese Erwartungen nicht erfüllt, ist unwürdig. Im Vergleich zur katholischen Auffassung: Gott haftet nicht für Krieg, Leid und Trauer, bei Friede, Liebe und Erfolg soll man sich aber bei Gott bedanken. Torberg zeigt die Widersprüchlichkeit im Begriff Gott auf und stellt die heuchlerische Offenheit der Kirche bloss. Da sein Roman in der Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten Weltkrieg veröffentlicht wurde, denke ich bezieht sich seine Kritik auf die dazumal aufkommende religiöse Unoffenheit in Deutschland (Aufstieg der NSDAP). Vielleicht wollte Torberg auch auch die Gefahren einer Hierarchie mit klarem Führer hinweisen.