Friedrich Torberg, geboren 1908 in eine deutsch-jüdische Familie, verfasste im Jahr 1930 sein Erstlingswerk, den Roman „Der Schüler Gerber“. Das Werk erzählt die tragische Geschichte vom Schüler Kurt Gerber und seinem Kampf gegen seinen sadistischen Klassenlehrer Professor „Gott“ Kupfer. Der 19 jährige Schüler steht im letzten Jahr seiner Gymnasialbildung und soll nun seine Matura abschliessen. Das wird ihm von elterlicher Seite auch klar gemacht, vor allem seinem Vater ist der Abschluss seines Sohnes sehr wichtig. Weil dieser Herzprobleme hat, könnte ein Durchfallen von Kurt den Tod seines Vaters bewirken. Kurt gehört zu den intelligentesten Schülern der ganzen Schule deshalb könnte man denken, dass die Matura kein Problem für ihn sein sollte, jedoch hat der neue Mathematik und Klassenlehrer, Professor Kupfer, welcher für seine sadistische Art bekannt ist und durch seine Machtausnützung von den Schülern den Spitznamen „Gott“ bekommen hat, in Kurt sein neues Lieblingsopfer gefunden. Auch ausserhalb der Schule läuft für Kurt meist nicht alles gut, da seine grosse Liebe Lisa Berwald seine Gefühle nicht erwidert und zudem noch die Schule verlassen hat. Im Laufe der Handlung versucht Kurt einen Ausgleich zwischen Schule und Privatleben zu finden, was ihm jedoch sehr schwer fällt. Friedrich Torberg schrieb in seinem Buch über die Probleme des Schulsystems seiner und vielleicht auch heutiger Zeit. Er zeigt im Roman deutlich wie subjektiv die Schüler beurteilt werden und wie die Bewertungen oft nicht fair sind. Die Handlung ist durch Torbergs eigenen Erfahrungen in der Schule geprägt, er hat die Matura nicht beim ersten Versuch bestanden. Das Ende wurde, wie am Anfang vom Buch erwähnt, von den vielen Schülerselbstmorden 1929 inspiriert. Der Roman möchte gewisse Werte vermitteln. Es wird ganz offensichtlich gezeigt, dass es nicht gut ist, sich die Schule so zu Kopf steigen zu lassen. Man sollte Fehlschläge in der Schule nicht gleich als Ende der Welt ansehen. Friedrich Torberg unterstützt vermutlich eher die frühere Denkweise des Kurt Gerber: „Ich glaube, man täte ihr(der Schule) zu viel Ehre an, wenn man ihretwegen auf ein Leben verzichten wollte, das Gott sei Dank nichts mit ihr gemein hat.“. Ausserdem wird auch eine gewisse Denkweise im Bereich der Liebe vermittelt. Kurt Gerber schafft es sich von seiner Liebe, die nicht erwidert wird, abzuwenden. Das ist ein befreiendes Gefühl für ihn. Damit will der Autor möglicherweise zeigen, dass es positive Auswirkungen haben kann einfach loszulassen. Der Tod wird durch die ganze Geschichte thematisiert. Kurt hat oft Gedanken über den Tod, so macht er sich Gedanken über „X“ in der Mathematik und denkt über verschiedene Selbstmordakte nach und stellt eine mathematische Verbindung her und er denkt, dass der Tod eine variable Grösse ist, wofür es keine bestimmte Lösung(Suizid wird positiv dargestellt) gibt. Der Vater von Kurt wird in der gesamten Handlung in Verbindung mit dem Tod gebracht, weil er wegen seiner Herzprobleme jederzeit sterben könnte. Dadurch erwartet der Leser den Tod von Kurts Vater. „Der Schüler Gerber“ hat keine gewöhnliche Spannungskurve. Die Spannungskurve der Handlung ist fast so sprunghaft wie die Handlungs- und Denkweise des Protagonisten. So gibt es sehr viele Stellen, an denen praktisch keine Spannung vorhanden ist, so habe ich oft gar keine Lust verspürt weiterzulesen. Die Spannung nimmt im Allgemeinen gegen das Ende des Romans zu, jedoch kommt diese erst recht kurz vor dem Ende richtig auf. Es existiert keine ständig steigende Spannung. So gibt es zu Beginn des Buchs oft schon sehr interessante Stellen, die erzeugte Spannung verschwindet jedoch oft auch gleich schnell wieder, wie sie geschaffen wurde. Auch wenn es einige Stellen, gibt welche nicht unbedingt zum Weiterlesen anregen, sind diese immer recht kurz und werden von spannenderen Teilen begleitet, sodass man nie komplett die Lust zum Lesen verliert. Das Buch richtet sich nicht an eine gewisse Leserschaft, ist jedoch natürlich um einiges ansprechender für Leute mit einer Verbindung zur gymnasialen Bildung. In der Handlung werden jedoch Themen angesprochen, die für alle Menschen ansprechend sein sollten, so wie z.B. Liebe und Gerechtigkeit. „Der Schüler Gerber“ befasst sich kritisch mit dem Lehrer-Schüler-Problem, dabei wird das Schulsystem aufgrund von subjektiver Bewertung der Schüler kritisiert. Diese Ansicht hat jedoch vor allem in der Zeit der Veröffentlichung nicht allen gefallen, so wurde das Werk in der Zeit des Nationalsozialismus in der Schule verboten. Durch die ziemlich einfache Sprache kommt schnell ein Lesefluss auf. Der Roman kann daher recht leicht gelesen werden und kann, wenn man sich in die Geschichte vertieft, durchaus Spass beim Lesen bereiten.